Diana Joseph lud am vergangenen Freitag mit ihrem Verein HISS e.V. ins Krankenhaus Buchholz zu einer Informationsveranstaltung ein. In der Cafeteria berichtete sie vor knapp 100 Interessierten über die eindringlichen Erfahrungen während ihres jüngsten Hilfseinsatzes in Rumbek, der drittgrößten Stadt im Südsudan. Die Informations- und Spendenveranstaltung beleuchtete nicht nur die enormen Herausforderungen vor Ort, sondern auch die ersten positiven Auswirkungen des Engagements - und konnte bereits 2.000 Euro Spenden einwerben. Diana Joseph ist Leitende Oberärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Buchholz. Mit ihrem Verein engagiert sie sich seit 2018 im Südsudan, in Rumbek seit 2024. Der zweiwöchige Einsatz von Joseph und ihrem Team fand Mitte bis Ende November statt, für den sie vom Krankenhaus Buchholz teils bei Bezahlung freigestellt wurde.
Nachhaltige Wirkung durch gezielte Hebammen-Trainings
Im Rumbek State Hospital fand das Team eine unerwartet hohe Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden, insbesondere im Kreißsaal vor. „Trotz unserer Renovierung im letzten Jahr ist der Zustand vor Ort weiterhin erschreckend“, berichtet Joseph. Auch 2025 führten Joseph und ihr Team wieder Hebammentrainings durch mit dem Ziel, die Müttersterblichkeit – im Südsudan die weltweit höchste – deutlich und nachhaltig zu senken. Im Jahr 2024 lag sie bei 1.223 pro 100.000 Lebendgeburten. Die Ursache für Todesfälle bei Geburten ist oft fehlendes Fachwissen, insbesondere im Umgang mit lebensbedrohlichen Blutungen nach der Entbindung. In den diesjährigen Trainings konnte der Verein 40 Hebammen fortbilden, die teils auch an anderen Krankenhäusern in Rumbek arbeiten.
Die positiven Auswirkungen des Engagements von HISS e.V. spiegeln sich bereits in den Statistiken wider: Die Müttersterblichkeitsrate im Rumbek State Hospital ist gesunken. Auch die aktuellen Zahlen im gesamten Südsudan deuten auf einen Rückgang auf Werte zwischen 750 und 1.000 hin. Zudem ist die Anzahl der Geburten im Rumbek State Hospital seit den Trainings und Renovierungsmaßnahmen des Vereins 2024 gestiegen: Von 1.700 Geburten im Jahr 2021 auf 3.500 im letzten Jahr – mit einer Tendenz zu über 4.000 Geburten in 2025. Das zeigt: Immer mehr Frauen entscheiden sich für eine sicherere Geburt im Krankenhaus anstatt zu Hause. Diana Joseph: "Es ist schön, dass immer mehr Frauen für eine sichere Geburt ins Krankenhaus kommen, aber es macht mich auch traurig, unter welch belastenden Bedingungen sie Kinder zur Welt bringen müssen. In einer Nacht hatten wir 17 Geburten in einem Kreißsaal mit nur drei Kreißbetten und eine Hebamme im Kreißsaal."
Dringend notwendig: Erweiterung des Kreißsaals
Angesichts dieser Lage ist die Kreißsaalerweiterung das derzeit wichtigste Projekt des Vereins. Das südsudanesische Gesundheitsministerium gab Ende 2024 grünes Licht für einen Neubau mit größerem Kreißsaal und höherem Standard – Finanzierungsbedarf: rund 300.000 Euro. Dafür sammelt der Verein Spenden. Aktuell plant der Verein mit einer kleineren, aber schneller umsetzbaren Variante: Der bestehende Kreißsaal soll um einen zusätzlichen Raum im Gebäude erweitert werden. „Diese Option löst nicht alle Probleme, sie bringt aber eine schnelle Entlastung“, erläutert Joseph. Auch dafür wird Geld benötigt. Mit 10.000 Euro könnte das verwirklicht werden. Im vergangenen Jahr hatte HISS e.V. bereits aus Mitteln einer Münsteraner Stiftung Spenden neue Kreißbetten für das Rumbek State Hospital bekommen.
Fortschritte in der Gynäkologie und Geburtshilfe
Diana Joseph besuchte während des Hilfseinsatzes auch den vierten Gynäkologie-Kongress der südsudanesischen Fachgesellschaft AGOSS. Die Zahl der Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe im Südsudan ist seit 2024 von 69 auf 89 gestiegen – eine erfreuliche Entwicklung, aber immer noch eine viel zu geringe Zahl. Denn je 100.000 Einwohnern entspricht das einem Verhältnis von 0,68 Fachärzten. Zum Vergleich: 2023 kamen in Deutschland laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung rund 15 niedergelassene Gynäkologen auf je 100.000 Einwohner, die Fachärzte in Krankenhäusern nicht eingerechnet.
Die Fachgesellschaft AGOSS wird auch zunehmend international wahrgenommen und inzwischen Mitglied der FIGO (International Federation of Gynecology and Obstetrics). Auch gynäkologische Forschung wird im Südsudan zunehmend betrieben. AGOSS arbeitet u.a. in Kooperation mit HISS e.V. am Strukturaufbau für eine einheitliche Zervixkarzinom-Vorsorgeuntersuchung.
Humanitäre Krise verschärft durch den Sudan-Konflikt
Die Lage im Südsudan wird zusätzlich durch die Auswirkungen des Kriegs im nördlich gelegenen Sudan verschärft. Fehlende Nahrungsmittelimporte, die Beeinträchtigung der Ölpipeline und eine große Zahl von Geflüchteten aus dem Sudan verschärfen die Hungersnot und die Wirtschaftskrise im Südsudan, auch in Rumbek.
Um die Lage vor Ort für Gebärende zu verbessern und die dringend notwendige Erweiterung des Kreißsaals in Rumbek zu realisieren, bittet Diana Joseph weiterhin um Spenden: per Überweisung an HISS e.V.: IBAN DE56 2005 0550 1506 6130 15 (HASPA) oder per PayPal an HISS25.

